Historische Hammermühle Creußen

… das Sägewerk lieferte Baumaterial in der Nachkriegszeit

Mühlengeschichte

Der Name stammt aus dem 18. Jahrhundert, der Zeit als hier ein Hammerwerk betrieben wurde, ein Vorläufer moderner Schmieden. Das Wohnhaus, das bis heute steht, wurde 1729 von Nikolaus Busch erbaut. 1862 kaufte Johann Georg Neuner das Anwesen, weil seine Frau Anna eine Müllerstochter war und dieses Leben kannte und liebte. Die Mühle war bereits das Hauptgeschäft, vom alten Hammerwerk waren nur noch die Grundmauern übrig. 1885 übernahm Sohn Friedrich Neuner den Betrieb. Von 1895 bis 1918 war er Mitglied des Bayerischen Landtags und von 1903 bis 1918 Reichstagsabgeordneter. Friedrichs Sohn Hans wurde im Ersten Weltkrieg schwer verwundet, konnte die Mühle aber noch viele Jahre bewirtschaften. Im Zweiten Weltkrieg geriet sein Sohn Lorenz in russische Kriegsgefangenschaft, kehrte aber 1945 zurück und übernahm 1952 den Betrieb. 1987 übergab Lorenz ihn an seinen eigenen Sohn, der wie sein Großvater Hans heißt.

Allgemeine Informationen

KORN

In der Hammermühle wurde von Anfang an Getreide gemahlen, doch Mitte des 20. Jahrhunderts sanken die Mehlpreise. In den 1960er Jahren schreibt Lorenz Neuner: „Der Mühlenbetrieb, der immer schon nur Lohnunternehmen war, ging von Jahr zu Jahr zurück. Es kam die Zeit des großen Mühlensterbens und wenn es so weiter geht, wird auch unsere Mühle eines Tages stillgelegt werden müssen.“ Um die Mühle zu retten, hätte er sie vergrößern und eine enorme Summe investieren müssen. So wurde die Getreidemühle Ende der 1970er Jahre stillgelegt.

WASSERTECHNIK

Ursprünglich hatte die Hammermühle „vier Mahlgänge mit Steindurchmessern von 1 bis 1,3 Metern, die von zwei Wasserrädern getrieben wurden. Ein weiteres Wasserrad trieb die Säge und die Lohmühle. Mit letzterer wurde aus Rinde Lohe gemacht für die zahlreichen Gerber in Creußen“, schreibt Lorenz Neuner (geb. 1922, gest. 1995). Bei Regen kommt das Wasser schubweise. Hans Neuner erinnert sich, dass sein Vater mitten in der Nacht aufgestanden ist, um die Bretter aus dem Wehr zu ziehen und die beiden Mühlräder anzutreiben. „Sonst wäre die Wasserkraft verloren gegangen.“ Heute liefert eine Turbine einen Teil des elektrischen Stroms für das Sägewerk. Der Wasserfluss im Roten Main ist in den Sommermonaten so gering, dass die Turbine nur noch stundenweise Strom erzeugen kann.

HOLZ

Während des Zweiten Weltkriegs erneuerte Hans Neuner mit viel Mühe das Sägewerk. „Als dann durch den Krieg große Teile von Neuhof und Gottsfeld zerstört waren, war es ein Glück für diese Betroffenen, dass die Säge gebaut war und unmittelbar nach Kriegsschluss musste das Gatter Tag und Nacht laufen, um den Leuten nur einigermaßen zu helfen“, schreibt Lorenz. Sohn Hans, aktueller Betreiber, erklärt: „Die industrielle Produktion ist heute effizienter und kostengünstiger.“ Mit ihm werde auch das Sägewerk in Ruhestand gehen. Doch das Thema „Holz“ ist nicht erledigt. Eine seiner drei Töchter, Sandra Neuner, betreibt auf dem Mühlenanwesen die „9er´sche Holzwerkstatt“ (www.9ersche-werkstatt.de), in der sie dekorative Auftragsarbeiten anfertigt, beispielsweise für Weihnachtsmärkte und Hochzeiten.

Text: Dr. Adriane Lochner
Quelle Bilder: Dr. Adriane Lochner, Sandra Neuner, Eva Rundholz