Frischenmühle
Unterzettlitz 

Wassermühlenbau schon zur Zeit der Römer

Schon die Römer kannten die Technik des Wassermühlenbaues, die sich dann nach und nach auch im alten Germanien verbreitete und weiterentwickelt wurde. Man unterscheidet dabei oberschlächtige, mittel- und unterschlächtige Mühlen. Unterschlächtige Mühlen können nur an starken Fließgewässern und mit extra breiten Mühlrädern halbwegs effektiv betrieben werden. Die Mühlen am Roten Main gehören fast alle zu diesem Typus. Sie sind ohne große wasserbautechnische Maßnahmen häufig direkt an den Fluss gebaut, so dass das Mühlrad von unten, vom vorbeifließenden Wasser angetrieben wird. Intakte Wasserräder sind nur noch selten zu bewundern. Die Skizze des Heinersreuther Heimatforschers Heinz Friedel macht diese Technik dafür im Vergleich anschaulich.

Skizze des Ober- und Unterrades
Das sprichwörtliche Oberwasser

Ist als Wasserzufluss nur ein Weiher oder kleinerer Bach vorhanden – wie beim Friesenbach im Landkreis Kulmbach – so musste oft ein extra Staubecken gebaut werden, damit das Wasser von oben über das Oberschlächtige Mühlrad abfließen konnte. Hatte sich genug Wasser in dem Staubecken angesammelt, dann hatte der Müller „Oberwasser“. Bei Bedarf konnte er die Schützen öffnen und die Mühle betreiben. Es lief also richtig gut für den Müller.

Wenn jemand plötzlich einen Erfolgsschub hat, dann sagen wir heute noch gerne „das war Wasser auf seine Mühle“, oder „der hat Oberwasser“. Jetzt wissen wir, woher diese Redewendung stammt.

Manche Müller haben sich von den jahreszeitlichen Wasserstands-Schwankungen unabhängig gemacht und beide Techniken kombiniert, so dass man dann von Mittelschlächtigen Mühlrädern spricht. Auch die Frischenmühle am Roten Main in Unterzettlitz (inzwischen ein Ortsteil von Kulmbach) war vermutlich ein solches Beispiel für diese Technik. Das Wasserrad wurde jedoch 1913 bei einem Hochwasser zertrümmert.

Die Mahlmühle in Nydernzettlitz

1398, als die meisten Mühlen am Roten Main erstmals urkundlich im Landbuch der Herrschaft Plassenburg aufgezeichnet und erwähnt werden, hatte die Frischenmühle noch keinen Namen. Erst im Jahr 1695 wird ein Friedrich Frisch als Eigentümer genannt. Von diesem dürfte sie auch den Namen bekommen haben, der allerdings erst im 19. Jahrhundert als „Frischmühle“ (heute Frischenmühle) in Unterzettlitz amtlich übernommen wurde.

Ende des 19. Jahrhunderts ist Johann Konrad Preußinger Besitzer der Frischenmühle.

Als er im Ersten Weltkrieg fiel, heiratet seine Witwe Babette, eine geborene Felbinger aus Heubsch, erneut. Die Ehe mit Peter Preußinger (nicht mit Johann Konrad Preußinger verwandt) blieb kinderlos. Bei der Suche nach einem Erben für das Anwesen fiel die Wahl auf die in Heubsch lebende Nichte Linda Kolb. Zusammen mit ihrem Ehemann Heinrich übernahmen sie die Frischenmühle 1950.

 Mehl für Bäckereien in Melkendorf und Kulmbach

Weil Heinrich Kolb bis dato nur in der Landwirtschaft tätig war, lernte er den Beruf des Müllers und legte mit 52 Jahren noch die Fachprüfung im Müllerhandwerk ab. Bis zu seinem Tod 1982 wurde in der Frischenmühle Mehl für verschiedene Bäckereien in Melkendorf und in Kulmbach oder auch für Bauern aus der Umgebung gemahlen.

Von der Stromerzeugung zum Eigenbedarf …

Der Sohn Hartmut Kolb hat dann die Mühle auf Stromerzeugung umgestellt. Produzierte er zunächst nur für den Eigenbedarf, hat er ab 1988 auch in das öffentliche Netz eingespeist. Allerdings hat sich schnell gezeigt, dass die von Experten prognostizierten 20 Kilowatt pro Stunde nicht erreicht wurden. Lediglich 2 Kilowatt wurden erzeugt. Eher durch Zufall stieß Hartmut Kolb auf den „Hobbymühlenbauer“ Leo Gick aus Marktzeuln. Was die Fachleute nicht schafften, hat er richten können. Die Umdrehungszahl der Turbine wurde von 36 Umdrehungen pro Minute auf 19 abgebremst, die Transmission wurde neu ausgerichtet und die Riemenscheiben angepasst. So konnte die Leistung auf 17 Kilowatt/ Stunde erhöht werden.

… bis zur Mühle als Kleinkraftwerk

 So ganz zufrieden war Hartmut Kolb allerdings auch damit nicht. Als Tüftler und Handwerker hat er vom Verkauf einer moderneren „Francis“-Turbine in Vorarlberg gehört und im eisigen Januar 1996 hat er diese zusammen mit Freunden ausgebaut und in der Frischenmühle installiert. Ab März dieses Jahres lief dann die neue Anlage und erzeugte 30 Kilowatt an Strom pro Stunde, die in das öffentliche Stromnetz eingespeist wurden.

Im Jahr 2010 hat man der Mühle allerdings buchstäblich „das Wasser abgegraben“, zumindest einen Teil. Um den Main für Fische durchgängig zu machen, musste Kolb ein Umgehungsgerinne bauen. Damit waren der Mühle 150 Liter Wasser pro Sekunde entzogen. Aber weil der Besitzer selbst sehr umweltbewusst ist, hat er es ohne Murren hingenommen.

Diese Kleinkraftwerke sind inzwischen ein wichtiger Teil der Energieversorgung. Nach Hartmut Kolbs Berechnung könnte er 50 bis 60 Einfamilienhäuser mit Strom versorgen. Große Stromtrassen, die Strom von den Windparks in Norddeutschland bis zu uns leiten, wären vielleicht nicht in dem Maß erforderlich, wenn die regionale Stromerzeugung verstärkt genutzt würde.

Text, Repro und Fotos: Hermann Müller

Die Frischenmühle auf einem Gemälde aus dem Jahr 1923
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